Der Plan (und dessen Abwesenheit)
Auf der Karte lässt sich ja schon wunderbar erkennen, was eigentlich der Plan sein sollte. Von Deutschland aus eine kleine Schleife über Österreich und Schweiz, um ein paar Freunde zu besuchen, anschließend hoch nach Dänemark und dort mit einem Containerschiff nach Kanada. So war der Stand noch Mitte 2013, da ich zu diesem Zeitpunkt genanntes Schiff gefunden hatte, dass mich hätte mitnehmen können. Nach Analyse meiner damaligen Situation gab es letztlich drei Punkte, die entscheidend für den Zeitpunkt sein würden, an dem ich mich auf den Weg mache. Meine finanzielle Grundlage, die Gegebenheiten in den ersten Ländern, die ich besuchen würde und eine Möglichkeit, den Atlantik zu überqueren. So stellte sich schnell heraus:
- Kontra Abfahrt 2013: meine Finanzen waren schlecht, das hätte nicht mal für ein gutes Zelt gereicht
- Kontra Abfahrt 2013: demzufolge schlechte Ausrüstung und Mitte Winter in Kanada?!
- Pro Abfahrt 2013: für die Überfahrt hatte ich ein Schiff
2:1 für eine Verschiebung der Abreise, denn eigentlich wollte ich noch im Sommer 2013 los. Da vom kooperierenden Schiffahrtsunternehmen – um dessen Containerschiff es hier geht – eine Zusage für einen noch abzuklärenden Zeitpunkt hatte und sich dieser nicht auf Sommer 2013 allein belief, erschien es wie eine gute Idee, die Abreise hinauszuzögern. Damit hieß es sechs Monate arbeiten und dann die Überfahrt wagen. Generell hat diese Idee ja auch funktioniert, denn meine Situation hat sich stark verbessert, nur habe ich keine Transportmöglichkeit über den Atlantik mehr. Wie das? Die Schiffahrtsgesellschaft ist abgesprungen. Und so stehe ich hier:
- Pro Abfahrt 2014: mittlerweile kann ich mir eine halbwegs gescheite Ausrüstung erlauben
- Pro Abfahrt 2014: hey, in Kanada ist dann Sommer! Piña Coladas am Strand! (oder so in der Art)
- Kontra Abfahrt 2014: oh, das Meer… ja genau
Damit hat sich die Situation dann wohl um 180° gedreht. Der aktuelle Stand ist also viel Wille, wenig Geld und kein Schiff. Und das müssen wir ändern. Damit begann die aktuelle Suche nach einem Schiff.
Woher kriegt man überhaupt so eine Überfahrt ohne Geld? Man muss möglichst dreist fragen. Frachtunternehmen nach Frachtunternehmen anrufen, mit den Zuständigen verbinden lassen und nach Hand gegen Koje fragen. Wenn man im letzten Jahr bereits fast alle größeren Unternehmen abgeklappert hat, die man finden konnte, ist diese Option natürlich fast ausgereizt. Gerade im westlichen Teil der Welt kriegt man so eine Position auf einem kommerziellen Schiff auch eher schlecht, denn mit Kosten für Versicherung/Steuern für dieses und jenes, bleiben in der Abrechnung am Ende gerne mal rote Zahlen für einen Mitreisenden stehen. Die Arbeitskraft eines Ungelernten allein wiegt diese eher nicht auf und so sind nur wenige Betriebe bereit, hier zu unterstützen.
Als Alternative bleiben somit Kreuzfahrt-Schiffe und Privatpersonen. Bei ersteren arbeitet man dann vielleicht im Restaurant oder begrüßt die Gäste im Namen des Veranstalters, aber solche Stellen sind gerade für einzelne Überfahrten fast genauso rar gesät wie obige Kategorie. Es hilft natürlich, zwei Sprachen zu sprechen und Englisch ist dabei grundsätzlich ein Muss.
Bei Privatpersonen handelt es sich nicht selten um erfahrene Segler mit eigenem Boot, die noch eine Mannschaft benötigen, um ihnen beim Führen des Schiffs zu helfen. Problem hier: wer nicht segeln kann, ist auch keine große Hilfe. Da ich mich selbst bisher nur mit einem Surfbrett über dem Wasser gehalten habe, kann ich mich nicht mal als „seetauglich“ bezeichnen, ohne doppelt die Finger zu kreuzen.
Damit hätten wir also drei Möglichkeiten, den Atlantik zu überqueren, wenn man nicht selbst an einem Hafen ist. In einem solchen Fall könnte man natürlich die vor Anker liegenden Schiffe persönlich abklappern – mit einer angeblich höheren Erfolgswahrscheinlichkeit – aber wenn auch ich meine sechs Monate Arbeit in Greifswald verbringe, ist da noch kein internationaler Hafen in realistischer Reichweite. Bleiben wir also bei diesen drei Punkten – bei denen ich in keinem Fall die erste Wahl bin – und versuchen mit mehr Mühe die mangelnde Eignung auszugleichen.